„Die Burschensprache oder Studentensprache war eine von zahlreichen lateinischen, französischen und latinisierten Wörtern durchsetzte Standessprache [in der Linguistik Soziolekt genannt], die unter deutschsprachigen Studenten gesprochen wurde und ihre Blütezeit vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte. Der Begriff des Burschen ist also auf den Studenten, nicht auf den Jüngling allgemein zu beziehen. [Sie] umfasst das ganze Studentenleben in all seinen Formen und Äußerungen. Ihr vielseitiger und reichhaltiger Wortschatz ist in den großen allgemeinen deutschen Wörterbüchern niemals vollständig erfasst worden, denn dazu ist die Menge ‚burschikoser‘ Wortbildungen zu groß.“ – Allerdings gab es schon relativ früh, d.h. im 18. Jahrhundert, eigene studentensprachliche Wörterbücher, darunter eines von Christian Wilhelm Kindleben, dem Autor des „Gaudeamus igitur“ in der heute bekannten Fassung.
Die Wörter der studentischen Standessprache – sie entstammen größtenteils der Zeit von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts – unterliegen ebenso wie studentische Redensarten im Laufe der Zeit auch einem Bedeutungswandel.
Die Blütezeit der deutschen Burschensprache ist das 18. Jahrhundert, als die deutsche Muttersprache das Latein an den Hohen Schulen allmählich verdrängte. Damals bestimmte der Student mit seinem Erscheinungsbild und seinen Sitten nicht nur das Leben in den kleinen Universitätsstädten, seine Sprache und deren Wortschatz beherrschten auch den Verkehr mit den Bürgern. Ebenso stand die Sprache der Pennäler unter dem Einfluss der Hochschule und ihrer Sondersprache. Der deutsche Student trug seine Burschensprache aber auch in seine Heimat, er nahm sie auf seinem weiteren Lebensweg mit. Und weil man als Couleurstudent seiner Corporation normalerweise ein Leben lang verbunden bleibt, begleiten uns Begriffe der couleurstudentischen Sprache bis in unseren Alltag hinein. Wenn man sich unter Bundesbrüdern unterhält und die Rede auf den Verbindungsnachwuchs kommt, weiß man, was gemeint ist, wenn von den „Füchsen“ gesprochen wird.
Ich habe mich in der folgenden Auswahl auf Begriffe beschränkt, wie sie heute noch in unseren Verbindungen verwendet werden, und damit meine ich die des katholischen Lagers. Daher finden sich darin keine, die z.B. bei den Corporationen des national-freiheitlichen Lagers in Gebrauch sind, z.B. im Zusammenhang mit dem Paukkomment. Und es ist eine Auswahl. Das Thema und der damit zusammenhängende Wortschatz sind beinahe unerschöpflich!
1. Burschen, Bünde und Verbände
Alles über Verbindungen, Verbände und Mitglieder von Verbindungen
A wie Abbas illustrissimus: Dieser ist eine Figur, die in der zweiten Strophe des bekannten Studentenlieds „Vale universitas“ auftritt.
Ein Aktiver ist ein Mitglied einer Studentenverbindung, das seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen hat. Alle Aktiven zusammen bilden die Aktivitas.
Alte Herren sind – unabhängig von ihrem Lebensalter – Mitglieder einer Verbindung, welche die vorgeschriebene Ausbildung, also Matura oder Hochschulabschluss, absolviert haben und durch einen entsprechenden Hoheitsakt in das Philisterium, die Gemeinschaft der Alten Herren, überführt wurden.
Das Wort „Bursch(e)“ leitet sich von Bursarius, dem Bewohner einer Burse, ab. Das lat. bursa (urspr. Tasche, Beutel, Börse) wandelte seine Bedeutung zu gemeinschaftlicher Kasse, davon abgeleitet ist der Ausdruck „die Burse“, der eine Gemeinschaft bezeichnet, die aus einer gemeinsamen Kasse lebt, und des Weiteren „die Burse“, das gemeinschaftliche Wohnheim von Hochschullehrern und ihren Schülern. Die Gesamtheit der Bewohner einer Burse, die Bursanten oder die Bursgesellen (Bursale, auch Bursalis, Burßgesell oder Bursenknecht) wurde auch als „die Bursch“ bezeichnet – und erst allmählich ist dieser Ausdruck auf den einzelnen Bewohner übertragen worden. Im 17. Jahrhundert tritt neuerlich ein Bedeutungswandel ein: Der Bursch ist ein Synonym für Student, eine Bedeutungsverengung im 19. Jahrhundert macht daraus ein Vollmitglied einer Studentenverbindung. In Süddeutschland und Österreich erfuhr der Begriff dagegen eine Weitung und bezeichnet jeden jungen Mann.
Unter Burschensalon versteht man die Gesamtheit der aktiven Burschen einer Corporation.
Carteller: Darunter versteht man ein Mitglied des (Ö)CV.
Die Chargen (von frz. Last, Amt, Aufgabe) sind die Amtsträger in einer Corporation.
Ein Chargierter ist ein in den traditionellen Vollwichs gekleideter Couleurstudent. Er trägt ein Paradecerevis (traditionelle Kopfbedeckung für Chargierte), einen Flaus mit Schärpe in den Verbindungsfarben, weiße Handschuhe mit Stulpen, eine weiße Buchs (Hose), Kanonen (Stiefel) sowie einen Schläger (Paradesäbel mit Korb in den Verbindungsfarben) mit Scheide und Gehänge. Der Vollwichs von katholischen und national-freiheitlichen Verbindungen unterscheidet sich äußerlich kaum, weswegen es immer wieder zu Verwechslungen kommt. Hauptunterschied: Die „Schnitzer“ (Spottname für die Schlagenden) haben manchmal noch einen Schmiss (Narbe nach einer Hiebverletzung).
Conkneipant: Ein Konkneipant (auch Conkneipant, früher auch Kneipschwanz) ist ein Mitglied einer Studentenverbindung, das aus Satzungsgründen kein Vollmitglied sein kann, z. B. weil es kein Student oder Akademiker oder – bei den konfessionell gebundenen Corporationen – konfessionsverschieden ist. Dieser Status dient dazu, besonders interessierte oder verdiente Personen in die Gemeinschaft zu integrieren. Ursprünglich waren Konkneipanten regelmäßige Besucher der Kneipen einer Verbindung, ohne deren Mitglied zu sein.
Bei farbentragenden Verbindungen trägt der Konkneipant meistens kein Band, sondern nur die Mütze, bzw. zusätzlich zu dieser eine Schleife mit den Verbindungsfarben am Revers oder über der Brusttasche. Es gibt auch einige Verbindungen, bei denen er ein Band trägt, oft aber in leicht abgewandelten Farben oder reduzierter Farbenzahl beziehungsweise gekreuzt zu den üblichen Bändern.
Ein Fink (ursprünglich aus dem Niederdeutschen für einen leichtlebigen, leichtsinnigen jungen Mann) ist ein Krassfuchs (von lat. crassus=dick, Vermischung mit niederdeutsch graß=gräßlich). Ursprünglich bezeichnete der Begriff einen jungen Studenten ohne Lebensart, heute versteht man darunter ein probeweise aufgenommenes Neumitglied.
Der Fuchs: Die Füchse, also der studentische Nachwuchs, sind die Existenzvoraussetzung für jede studentische Corporation. Ohne Füchse gibt es keine Zukunft, das rechtfertigt zweifellos ein etwas weiteres Ausholen: Noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein bezeichnete Fuchs in der allgemeinen Studentensprache einen Studenten in den ersten Semestern, vollkommen unabhängig von der Zugehörigkeit zu studentischen Zusammenschlüssen. Später wurden die alten, aus dem 18. Jahrhundert überlieferten studentischen Traditionen nur noch in den Studentenverbindungen weitergeführt, und der Ausdruck Fuchs wurde auf die Bedeutung „junges Nachwuchsmitglied von Studentenverbindungen“ eingeengt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bürgerte sich bei einigen spät gegründeten Verbindungen die Schreibweise „Fux“ ein.
Im Rahmen des seit dem Mittelalter belegten universitären Initiationsrituals der Deposition gab es bereits Konzepte, welche die neu an die Universität kommenden Studenten mit Tieren verglichen. Hier wurden sie als pecus campi (deutsch: „Vieh des Feldes“) bezeichnet und für das Ritual mit Zähnen, Hörnern und Fellen ausstaffiert, die ihnen dann mit überdimensionierten Werkzeugen entfernt wurden. Auf eine spezielle Tierspezies wurde dabei nicht Bezug genommen.
Durch das Ritual und die daraufhin vorgenommene Immatrikulation verlor der junge Student jedoch seine tierische Identität und wurde in die Gesellschaft der Studenten aufgenommen, auch wenn er danach im Rahmen des weitverbreiteten Pennalismus noch weitere Schikanen über sich ergehen lassen musste.
Die Bezeichnung „Fuchs“ ist in frühen studentengeschichtlichen Quellen seit dem 18. Jahrhundert belegt, hier auch in der lateinischen Fassung vulpes (deutsch: „Fuchs“), was eine etymologische Herleitung aus der Bezeichnung für das hundeartige Raubtier Fuchs nahelegt.
In der lateinisch abgefassten Abhandlung Dissertatio de norma actionum studiosorum seu von dem Burschen-Comment, dem 1780 veröffentlichten und damit ältesten bekannten Bericht über spezielle studentische Gebräuche im deutschen Sprachraum, taucht der Begriff vulpes (Fuchs) bereits in zwei Paragraphen auf. Im § XII. werden einige typische Beleidigungen („Injurien“) aufgelistet, mit denen Studenten bezeichnet wurden, die sich nach damaliger Auffassung nicht angemessen benahmen. Diese Listen waren für das damalige Duellwesen und die benötigte Klassifizierung von Ehrverletzungen wichtig.
Als vulpes wird hier ein Student bezeichnet, der sich allzu ängstlich und übervorsichtig aufführt, was ihn damals offensichtlich dem Gespött seiner Kommilitonen aussetzte. Dazu wird auch erläutert, dass für neuangekommene Studenten diese Bezeichnung ebenfalls üblich sei, was in diesem Fall jedoch keine Ehrverletzung darstelle, vermutlich, weil ein solches Verhalten für neue Studenten eher typisch sei und man von ihnen ein studentisches Benehmen noch nicht erwarten könne. Im § XIX. wird der Unterschied zwischen dem altgedienten Studenten (burschus, veteranus) und dem neu auf die Universität gekommenen (novitius) erläutert. Hier wird der Neuangekommene bei seiner Einführung öffentlich zum vulpes erklärt.
Unter Fuchsenstall versteht man die Gesamtheit der Füchse einer Verbindung. Ihm steht der Fuchsmajor vor.
Keilen nennt man die Anwerbung von Neumitgliedern. Zeigt jemand Interesse an der Verbindung, ist er Spefuchs (von lat. spes = Hoffnung).
Der Leibbursch ist jenes geburschte Mitglied einer Corporation, das sich ein Neofuchs quasi als Paten erwählt, um ihn in das Verbindungsleben einzuführen.
Der Leibfuchs ist jener Bundesbruder, der bei seiner Rezeption einen Leibburschen gewählt hat. Die Beziehung zwischen Leibbursch und Leibfuchs ist normalerweise besonders eng und persönlich.
Der Magister krambambuli, der Meister des gleichnamigen Getränks, bereitet dieses für die Krambambulikneipe zu. Es handelt sich dabei um einen Punsch aus Wein, Orangen- und Zitronensaft, Gewürzen und Zucker.
Ein Neobursch/-fuchs ist ein gerade geburschter Brandfuchs bzw. ein gerade rezipierter Krassfuchs.
Philister ist ein Synonym für Alter Herr.
Verbindung meint in diesem Zusammenhang eine studentische Corporation.
2. Bier, Stoff und andere Flüssigkeiten
Das Zentrum des couleurstudentischen Universums
„Achs“: Wenn das Präsidium z.B. mit den Worten „Einen gewaltigen Streifen auf die Corona!“ zum kommentmäßigen Trinken auffordert und einer der Bundesbrüder mangels Stoff nicht mitziehen kann, entschuldigt er sich mit „Stoff auf der Achs“ und hält (sofern er Rechtshänder ist) seinen leeren Bierkrieg an die linke Schulter. Der Begriff „Achs“ geht, wie ich annehme, auf die „Achsel“ zurück.
B wie Bier und damit zusammengesetzte (z.B. Bierfuchs, Bierfamilie) bzw. davon abgeleitete Begriffe: Um den couleurstudentischen Stoff schlechthin dreht sich buchstäblich das couleurstudentische Universum! „Tres faciunt collegium! Der Biercomment tritt in Kraft, wenn drei bierehrliche Seelen, darunter zumindest ein Bursch, versammelt sind. Bierehrlich ist ein Couleurstudent, wenn er Stoff trinkt und ihm die Bierehre nicht entzogen wurde.“
Demnach gibt es eben die Bierehre bzw. ,bei deren Verlust, den Bierverschiss, aus dem der Bierschisser wegen ungebührlichen Verhaltens „herausgepaukt“ werden muss, um wieder an der Kneipe teilnehmen zu dürfen. Dieses Herauspauken ist wahrscheinlich, ebenso wie das Bierduell, das stets mit größtmöglicher Ernsthaftigkeit zum Gaudium der Corona durchgeführt wird.
Ein Bierschwefel ist ein kleiner Vortrag in Prosa oder Versform, bei dem jemand oder etwas humorvoll „auf die Schaufel“ genommen wird. So vorhanden, werden diese Texte in der Bierpille gesammelt. Das Wort Bierschwefel dürfte nichts mit dem chemischen Element zu tun haben, sondern eher mit „schwafeln“ etymologisch verwandt sein. Sigmund Freud schrieb über den Bierschwefel in seiner Studie „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten“: „Mit dem heiteren Unsinn des Bierschwefels versucht der Student, sich die Lust aus der Freiheit des Denkens zu retten, die ihm durch die Schulung des Kollegs immer mehr verlorengeht. […] »Bierschwefel« und »Kneipzeitung« legen in ihrem Namen Zeugnis dafür ab, daß die Kritik, welche die Lust am Unsinn verdrängt hat, bereits so stark geworden ist, daß sie ohne toxische Hilfsmittel auch nicht zeitweilig beiseite geschoben werden kann.“
Eine Biertonne ähnelt einer Kippa, wobei der Rand die Verbindungsfarben und der „Deckel“ den Zirkel aufweist. Sie wird von Alten Herren bei internen Veranstaltungen getragen.
Ein Bierzipf schließlich ist ein Anhänger in den Verbindungsfarben, der meistens dem Leibfuchs von seinem Leibburschen dediziert wird.
Auch die „Blume“ beginnt mit B und meint den Schaum eines frisch eingeschenkten Glases Bier. Das Präsidium bringt der Corona die Blume, es trinkt das Bier an.
E wie Ehrenrest: Das ist die verbliebene Menge Bier am Ende einer Kneipe. Das Präsidium widmet der Corona seinen Ehrenrest.
Ex trinken bedeutet, dass das Glas oder der Krug auf einmal vollständig ausgetrunken wird.
F wie Fiducit: Der Begriff kommt von lat. Fiducia sit! (Die Treue möge währen!) und wird bei verschiedenen Gelegenheiten als Trinkspruch verwendet, z.B. wenn das Präsidium einen Streifen gezogen hat und ein Kneipteilnehmer nachzieht.
Kanne: Jedes an Semestern ältere Verbindungsmitglied kann eine semesterjüngere Bierseele in die Kanne schicken. Gleiche Semester können einander nur stärken lassen, wenn sie selbst mit dem gleichen Quantum mitziehen. Wer in die Kanne geschickt wird, hat sofort aufzustehen und entweder das diktierte Quantum oder solange zu trinken, bis der Verdonnernde „satis” oder „geschenkt” sagt.
Ein Quantum ist jene Menge Stoff, die derjenige, der aufgrund eines Fehlverhaltens aufgefordert wird, sich zu stärken/in die Kanne zu steigen, zu trinken hat, meistens einen „breiten Streifen“ oder bis der Aufforderer „satis“ sagt.
Der Streifen ist ein bestimmtes Quantum Stoff, ungefähr zwei Finger breit, ein gewaltiger Streifen entsprechend mehr.
Zutrinken: Man kann einen Bundesbruder ehren, indem man ihm zutrinkt. Das geschieht häufig auf großen Kommersen, hier trinken die Chargierten ihren Bundesbrüdern zu und umgekehrt. Auch das Präsidium trinkt der Corona zu.
3. Lieder, Kneipen und Kommerse
Die Spezialität des Studiosus: Feiern, Trinken und Singen
Ad primam, secundam … ultimam: Mit diesen Worten leitet das Präsidium das Absingen der ersten, zweiten … und letzten Strophe eines Liedes ein.
Das … Allgemeine ist ein Lied, das von der Corona im Offizium gesungen wird.
Die Burschenstrophe wird von den geburschten Mitgliedern einer Corporation im letzten Teil des Offiziums gesungen.
C wie Cantus: Ein Cantus ist ein Studentenlied. Meine „Lahrer Bibel“, so genannt nach dem Sitz des Druck- und Verlagshauses von Moritz Schauenburg in Lahr im Schwarzwald, das „Allgemeine Deutsche Kommersbuch“, 101. – 110. Auflage 1914, enthält auf 749 Seiten 821 Lieder, die thematisch geordnet sind. Auf die „Vaterlands- und Heimatlieder“ folgen „Festgesänge und Gesellschaftslieder“, „Jugend und Erinnerung“, „Liebe, Wein und Wandern“, „Kneipe“, „Volkslieder“, „Allerhand Humor“. Es handelt sich dabei meines Wissens um den umfangreichsten Cantusprügel.
Colloquium nennt man die Pausen im Verlauf des Officiums einer Kneipe, in denen man sich an der Kneiptafel unterhalten kann.
Commercium festivum ist die lateinische Übersetzung für Festcommers.
Die Corona (lat. für Kranz oder Ring) ist der Kreis der an einer Festtafel versammelten Mitglieder einer Verbindung sowie der anwesenden Kartell- oder Farbenbrüder und Gäste.
Die Fidulitas ist der letzte Teil der Kneipe und steht für ein ungezwungenes Beisammensein ohne feste Regeln.
Die Fuchsenkneipe verkehrt die üblichen Verhältnisse und bietet den Fuchsen Gelegenheit, erste Erfahrungen in der Führung einer Kneipe zu sammeln. Die Rolle des Bierfuchsen fällt dabei den Burschen zu.
Die Fuchsenstrophe wird im letzten Allgemeinen gesungen, von den Füchsen üblicherweise „in der ersten Etage“, das heißt, auf einem Stuhl stehend. Ehemalige Fuchsmajore singen mit. Die Corona beendet die Strophe mit einem „Heil Fuchsia!“.
G wie „Gaudeamus igitur“: Gaudeamus igitur (lateinisch für „Lasst uns also fröhlich sein!“), auch bekannt unter dem Titel De brevitate vitae (lat. für „Über die Kürze des Lebens“), ist ein Studentenlied mit lateinischem Text und gilt als das berühmteste traditionelle Studentenlied der Welt. Es ist in vielen Ländern Europas, in der angelsächsischen Welt sowie in Teilen Asiens und Lateinamerikas bekannt. Öfter gibt es Übersetzungen in die jeweiligen Landessprachen. Seit dem 18. Jahrhundert gibt es auch verschiedene deutschsprachige Versionen.
Die ersten Textspuren dieses Liedes finden sich im Mittelalter. In den nächsten Jahrhunderten tauchen weitere Hinweise auf dieses Lied in der Literatur auf, die vermuten lassen, dass zumindest Textpassagen über einen langen Zeitraum hinweg in der mündlichen Überlieferung weitergetragen worden sein müssen. Literarisch von Christian Wilhelm Kindleben bearbeitet, erscheint der Text im ersten gedruckten studentischen Liederbuch von 1781 und wird im 19. Jahrhundert zu einem prominenten Bestandteil studentischer Liederbücher im deutschen Sprachraum, aber auch in anderen Ländern.
Die Melodie erscheint 1788 erstmals im Druck und wird seitdem fest mit dem Text Gaudeamus igitur verknüpft. Text und Melodie bilden heute eine Einheit und erfreuen sich in vielen Ländern der Welt hoher Wertschätzung in akademischen Kreisen.
Als Johannes Brahms 1879 die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau verliehen wurde, bedankte er sich mit der Akademischen Festouvertüre, in deren hymnischem Schluss er das Gaudeamus igitur im großen Orchester erklingen lässt.
Der Titel des Liedes De brevitate vitae ist seit der Antike bekannt als Titel einer philosophischen Abhandlung des römischen Schriftstellers Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr.-65 n.Chr.), welcher der philosophischen Schule der Stoa anhing. In seinem Traktat „Über die Kürze des Lebens“ vermittelte Seneca, dass das Leben nur denjenigen Menschen zu kurz erscheint, die ihre Lebensspanne nicht sinnvoll nutzen, sondern ihre Zeit verschwenden. Da zur universitären Ausbildung in der Neuzeit auch die intensive Auseinandersetzung mit antikem Schrifttum gehörte, ist anzunehmen, dass diese Schrift Senecas den damaligen Studenten bekannt war.
Die ältesten Belege für einzelne Passagen des Liedtextes finden sich in einem einstimmigen Conductus mit dem Titel Scribere proposui („Ich habe mir vorgenommen zu schreiben“), der in einem Manuskript aus dem Jahre 1267 in der Bibliothèque Nationale in Paris erhalten ist. Dieses Manuskript wurde vermutlich in England geschrieben und enthält mehrere französische Texte sowie einige Blätter mit Liedern, wohl englische Kompositionen. Scribere proposui bietet in den Strophen II und III enge textliche Parallelen zu den Strophen II und IV von Kindlebens Fassung, aber die Formulierung Gaudeamus igitur erscheint noch nicht. Auch der Bau der Strophe ist verschieden, und die im Manuskript wiedergegebene Melodie weist mit der heute gesungenen keine Ähnlichkeit auf. […]
Die älteste Version des lateinisch geschriebenen Textes, welche der heutigen zumindest ähnlich ist, steht in einem handschriftlichen Studentengesangbuch, das zwischen 1723 und 1750 geschrieben wurde. Das Buch befindet sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin (früher Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, davor Westdeutsche Bibliothek Marburg). Nach Raimund Lang besteht die Melodie seit 1736.
In der Lateinisch abgefassten Abhandlung Dissertatio de norma actionum studiosorum seu von dem Burschen-Comment, dem 1780 veröffentlichten und damit ältesten bekannten Bericht über spezielle studentische Gebräuche im deutschen Sprachraum, gibt es einen deutlichen Hinweis auf das Lied. Hier steht in der Einleitung: „Dum relinquimus academias, relinquimus quoque iura nostra. Hic Rhodus, hic saltandum! Gaudeamus itaque, Burschii dum sumus! Utamur nostris iuribus, praerogativis, immunitatibus!“ […]
Die heute gebräuchlichste lateinische Fassung des Gaudeamus igitur steht zusammen mit einer Nachdichtung in deutscher Sprache in Christian Wilhelm Kindlebens Buch Studentenlieder, erschienen in Halle (Saale) im Jahre 1781.
Kindleben hatte in Halle Theologie studiert und führte danach ein unstetes Literatenleben mit wechselnden Anstellungen in verschiedenen Städten. Mit seinen literarischen Publikationen machte er sich teilweise unbeliebt. Seine Lebensweise galt als für einen Theologen zu anstößig.
Offensichtlich war das mündlich tradierte studentische Liedgut im 18. Jahrhundert noch von burlesken bis obszönen Inhalten geprägt, die Kindleben dazu veranlasst haben, den Text für eine Veröffentlichung im Druck anzupassen und von allen anstößigen Passagen zu bereinigen. Er schrieb speziell zu Gaudeamus igitur in seinem Liederbuch:
„Ich habe mich genöthigt gesehen, dieses alte Burschenlied umzuschmelzen, weil die Poesie, wie in den meisten Liedern dieser Art, sehr schlecht war; indeß hat es doch ziemlich sein antikes Ansehen behalten, obgleich einige Verse ganz weggelassen sind, wodurch der Wohlstand beleidigt wurde, und welche nach den akademischen Gesetzen nicht öffentlich abgesungen werden dürfen.“
Er versuchte damit, einer erwarteten Zensur zuvorzukommen, hatte aber offensichtlich die Empörung unterschätzt, die er mit der Veröffentlichung des damals gesellschaftlich verpönten studentischen Liedguts auslöste. Zudem publizierte Kindleben gleichzeitig auch noch sein Studentenlexicon, das sich mit der Erläuterung der zeitgenössischen Studentensprache befasste.
Mit diesen beiden Veröffentlichungen seiner Studentenlieder und seines Studentenlexicons, die er bei einem Aufenthalt in seiner alten Universitätsstadt Halle herausgab, überforderte er offensichtlich die Toleranz seiner Zeitgenossen. Der Prorektor der Universität Halle ließ ihn aus der Stadt ausweisen und die Auflage der beiden Werke beschlagnahmen. Heute sind nur noch wenige Exemplare im Original erhalten.
Die heute gesungene Melodie von Gaudeamus igitur erschien im Jahre 1788 zum ersten Mal im Druck, und zwar in dem Buch Lieder für Freunde der geselligen Freude, herausgegeben in Leipzig. Hier begleitet die Melodie allerdings den deutschen Text Brüder lasst uns lustig sein. Die Melodie wurde dann analog auf den lateinischen Text übertragen. Musik und lateinischer Text bildeten in der Folgezeit eine unlösbare Einheit, so dass der Melodie seitdem die gleiche Bedeutung wie dem Text beigemessen wird.
Später gab es zahlreiche Bearbeitungen und Modernisierungen des Liedes, die sich – vermutlich aufgrund ihrer aktuellen Zeitbezüge – nicht langfristig durchsetzen konnten und in Vergessenheit gerieten. Der lateinische Text von Kindleben beruhte auf einer jahrhundertelangen mündlichen Überlieferung und war deshalb zeitloser. Er wurde mit nur geringfügigen Änderungen im 19. Jahrhundert in die neu entstehenden Kommersbücher übernommen, die nun als Liederbücher auf der studentischen Kneipe verwendet wurden. So im Tübinger Commersbuch von 1813, im Neuen Allgemeinen Commersbuch von Halle aus dem Jahre 1816 und im Berliner Commersbuch von 1817. […]
Nach 1848 wandelte sich die Auffassung des Liedes rasch. Es wurde nicht nur zum festen Bestandteil des Liederkanons deutscher Studenten (Allgemeines Deutsches Kommersbuch), sondern erfreute sich aufgrund seines Alters auch einer außerordentlichen Wertschätzung. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts etablierte sich die traditionelle studentische Kultur des deutschsprachigen Raums zu einem wichtigen staatstragenden Element. Das Lied Gaudeamus igitur wurde zu einer akademischen Hymne, die zunehmend bei offiziellen akademischen Feiern gesungen oder vorgetragen wurde. […]
Das Lied wird heute vor allem von Studentenverbindungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sowie in den meisten östlichen und westlichen Nachbarländern gesungen. An der Katholischen Universität Löwen in Belgien ist das Lied offizieller Programmpunkt bei der Eröffnung des Akademischen Jahres, wo es in Gegenwart des Rektors gesungen wird.
Incipit! ist lateinisch für „Es möge beginnen“. Mit diesen Worten eröffnet das Präsidium eine Kneipe oder einen Commers.
Das Inofficium ist der zweite Teil der Kneipe. Es wird von einem zuvor von den Chargen des Officiums bestimmten Präsidium geleitet, ist weniger streng und dient hauptsächlich der Unterhaltung der Corona. Dazu werden bestimmte Rundgesänge durchgeführt, lustige Lieder gesungen und Bierschwefel vorgetragen.
Intonas! ist die Aufforderung des Präsidiums an einen Bundesbruder, einen Cantus anzustimmen.
Die Kneipe: Auf Kneipen werden – dem Comment folgend und üblicherweise mit dem Konsum von Bier verbunden – Studentenlieder gesungen und verbindungsrelevante Riten (Rezeption, Branderung, Burschung, Philistrierung, Ehrungen) abgehalten, oft ergänzt durch Reden. Die Mitglieder farbentragender Studentenverbindungen tragen dazu ihr Couleur. Bei offiziellen Kneipen sind neben den aktiven Mitgliedern auch Alte Herren (ehemalige Studenten der Verbindungen) der ausrichtenden Korporation anwesend. Meist werden zudem Mitglieder befreundeter Verbindungen und gegebenenfalls nichtkorporierte Gäste eingeladen, um gemeinsam zu feiern. Aus heutiger Sicht sind studentische Kneipen im Vergleich zu später entstandenen Formen studentischer Veranstaltungen in Ablauf, Stimmung und Kleidung recht formell.
Heute ist praktisch jede offiziell veranstaltete Kneipe einer Studentenverbindung eine vergleichsweise förmliche Abendveranstaltung, die meistens in einem Corporationshaus in einem dafür vorgesehenen Raum oder Saal abgehalten wird. Wenn die Teilnehmer keine speziell studentische Traditionskleidung („Vollwichs“, „Kneipjacke“, „Pekesche“, „Bergkittel“ etc.) tragen, wird ein dunkler Anzug mit Krawatte als dem Anlass angemessen betrachtet. Die Teilnehmer sitzen an zusammengestellten Tischen und trinken Bier – meistens bei Kerzenlicht. Bei Männerbünden findet die Kneipe meist als reine Herrenveranstaltung statt.
Bei den meisten Verbindungen wird – oft mit viel Aufwand – ein Gästebuch geführt, in das sich alle Teilnehmer der Veranstaltungen eintragen.
Kneipen werden „geleitet“, das heißt, es gibt ein Präsidium, das in der Regel aus den drei Chargierten der veranstaltenden Verbindung besteht. Die eigentliche Leitungsfunktion wird aber nur vom ersten Chargierten ausgeübt. Er steht von Zeit zu Zeit auf und gebietet „Silentium“ (lat. „Ruhe“), woraufhin alle Beteiligten ihr Gespräch („Colloquium“) unterbrechen. Diese Gesprächspause nutzt der Leitende, um Studentenlieder singen, Gäste zu begrüßen und Reden halten zu lassen. Auch sprachlich pflegen insbesondere die katholischen Korporationen einige Besonderheiten. So wird viel Latein und insbesondere viel Pseudolatein gesprochen. („Ad hymnam“ als Aufforderung die Hymne zu singen, „Ad stropham“ für die nächste Strophe des Liedes, oder auch „Ein Schmollis omnibus cantoribus musicoque“). Historisch entstand dies als Verballhornung der als zu gestelzt wahrgenommenen Sitten der alteingesessenen schlagenden Verbindungen. Mit der Zeit wandelte sich diese Einstellung aber, so dass diese speziellen und typischen Begriffe mit der Zeit ins allgemeine Brauchtum übergingen, das heute häufig weit aufwändiger ist als das der älteren Verbindungstypen.
Bei katholischen Verbindungen in Österreich gibt es keine Unterscheidung in Hochoffiz und Offiz; es wird nur ein Officium abgehalten, dem wahlweise noch ein Inofficium folgen kann. Kneipen (außer Trauerkneipe und Landesvater) werden einheitlich mit dem Lied Gaudeamus igitur („Erstes Allgemeines“) eröffnet und mit Wenn wir durch die Straßen ziehen („Letztes Allgemeines“) geschlossen. In Letzterem eingebunden sind die Farbenstrophen der Verbindungen zur selben Melodie, oder, zusammenfassend, die Hymnen der Dachverbände. Die katholischen Verbindungen Deutschlands haben keine oder andere Konventionen bei der Liedwahl.
Kneipen von Corporationen verschiedener Dachverbände unterscheiden sich für Außenstehende nicht wesentlich; die jeweils Beteiligten nehmen zahlreiche größere oder kleinere Unterschiede wahr.
Ein Kommers (alternativ zur Schreibweise Commers) ist eine besonders feierliche Variante der Kneipe, die gern bei Stiftungsfesten oder anderen wichtigen Ereignissen wie Universitätsjubiläen veranstaltet wird. Kommerse können über 200 Teilnehmer haben. Meist hält ein prominenter Redner eine Festrede. Einen inoffiziellen Teil gibt es nicht.
Kontrarien: „Die Gewalt der Kontrarien (Kontraspitzen) ist auf den vom Präsidium zu Beginn der Veranstaltung bestimmten Raum beschränkt. Die Kontrarien können nur für ihren Machtbereich Befehle geben, insofern der allgemeine Kneipablauf dadurch nicht gestört wird. Die Kontrarien haben neben den Rechten auch die Pflicht, gegen commentwidriges und störendes Verhalten einzuschreiten und das Präsidium nach Kräften zu unterstützen. Wird das Silentium nicht eingehalten, so soll das Kontrarium in seinem Bierbezirk ohne viel Aufsehen für Ruhe sorgen. Die Gewalt des Fuchsmajors, der stets eines der Kontrarien führt, erstreckt sich über alle im Lokal anwesenden Füchse.“
Landesvater und Landesvater-Kneipe: Der feierliche Landesvater ist ein seit dem 18. Jahrhundert gepflegter studentischer Brauch, bei dem Studentenmützen mit der Klinge eines Degens oder Schlägers durchbohrt werden. Schon im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts pflegten Studenten zum Zeichen der Liebe zu einem Mädchen ihre Hüte zu durchstechen. In den folgenden Jahren erfuhr dieser Brauch einen Bedeutungswandel – das Durchstechen des Hutes diente nun als symbolische Handlung, die den Abschluss einer Freundschaft zwischen zwei Studenten und den Übergang zum brüderlichen „Du“ begleitete. In einem nächsten Schritt wurde die Freundschaft auf eine ganze Gemeinschaft übertragen. Die unter dem Einfluss der Freimaurerei ab 1770 entstehenden Studentenorden schufen die nötigen Voraussetzungen. Das Wort „Weihedegen“ scheint nach Conrad von diesem Ursprung zu zeugen, denn Degen oder Schwert spielen im Aufnahmeritual der Freimaurer traditionell eine große Rolle. In einem dritten Schritt wurde während der nun zur Zeremonie gewordenen Handlung ein Hoch auf den Landesherrn ausgebracht (daher die Bezeichnung „Landesvater“). Dies konnte der jeweilige Fürst, aber auch der Kaiser sein. In einem Text des Jahres 1782 heißt es dann auch: „Josephs Söhne! / Laut ertöne / Unser Vaterlandsgesang!“ Mit dem Hoch auf den Kaiser wurde ein Hoch auf das Vaterland verbunden. (Wir singen: Öst’reichs Söhne! Laut ertöne Euer Vaterlandsgesang!)
Bei den frühen Landsmannschaften war es üblich, zu Ehren des jeweiligen Herkunftslandes einen „Landesvater zu stechen“. Da es generell üblich war, die eigene landsmannschaftliche Verbindung mit der Heimatregion (Preußen, Mark Brandenburg, Westfalen) gleichzusetzen, entwickelte sich der Landesvater zur feierlichen Bekräftigung der Verbundenheit eines Studenten mit seinen Bundes- und Corpsbrüdern. Er wird heute in vielen Verbindungen als eine Erneuerung oder Auffrischung des Burscheneids gesehen. Da der Landesvater immer paarweise gestochen wird, wird damit auch eine persönliche Freundschaft der beiden Beteiligten zum Ausdruck gebracht.
Als Officium bezeichnet man den ersten formellen Teil der Kneipe.
Das Präsidium bedeutet Vorsitz und leitet eine Kneipe.
Trinklieder werden speziell bei den Kneipen gesungen, z. B. „Grad aus dem Wirtshaus“, „Ҫa, ça, geschmauset“, „Ihr Brüder, wenn ich nicht mehr trinke“ usw.
4. Comment, Rituale und Ulk
Das Herzstück des Couleurstudententums
Interessant ist die sogenannte Branderung, durch die ein Krassfuchs zum Brandfuchsen erhoben wird. Dabei wird der Brandfuchs mit Fidibussen (angesengten Korken) im Gesicht schwarz beschmiert. Der Brauch dürfte ziemlich alt sein und auf einen Initiationsritus (Deposition) für neu an eine Universität gekommene Studenten zurückgehen. Er hat sich bis heute – wiewohl verboten – unter der Bezeichnung Bizutage an französischen Universitäten erhalten.
Der Comment (von frz. „wie“, auch mit K geschrieben) ist der Sammelbegriff, nachweisbar seit ca. 1770, für spezifisch studentische Bräuche, Regeln und Verhaltensweisen.
cum tempore/c. t. bzw. sine tempore/s. t. mit einer Zeitangabe bedeutet, dass die Veranstaltung mit dem Akademischen Viertel (15 Minuten) oder pünktlich beginnt.
Der Begriff Couleur und damit zusammengesetzte bzw. davon abgeleitete Begriffe: „Couleur“ ist Französisch, bedeutet Farbe und meint zunächst die Farbe des „Deckels“ bzw. die Farben des Burschenbandes, die auch auf dem Deckel vorzufinden sind. Couleurartikel, Couleurausflug („Bierdorf“), Couleurbummel, also ein Spaziergang in vollen Farben und womöglich mit „Bummler“ (Spazierstock mit Bandknopf), Couleurkarte, Couleurname (auch Kneipname), Couleurstudent … sind Beispiele für Zusammensetzungen.
D wie Dechargierung: Ein Amtsträger wird nach Ablauf seiner Funktionsperiode auf einem entsprechenden Convent (Versammlung) aus seinem Amt entlassen (dechargiert).
Ein Deckel ist der übliche Ausdruck für die studentische Kopfbedeckung, s. o.
Dimissio: ist die Entlassung eines Mitglieds aus einer Verbindung. Sie kann in den verschiedenen Arten a. t. (ad tempus = auf Zeit), i. p. (in perpetuum = auf Dauer) und i. p. cum infamia (mit Schande) erfolgen.
Der Doctor cerevisiae et vini (Doctor des Bieres und des Weines) ist die höchste Auszeichnung, die an einen Bundesbruder vergeben werden kann. Die Verleihung erfolgt in Form einer feierlichen Doctor-Promotion, der Ausgezeichnete trägt ab diesem Zeitpunkt bei feierlichen Anlässen ein Ehrenband und ein Doctor-Cerevis.
Der Fuchsenritt leitet die Reception ein. Dabei „reiten“ die Füchse, angeführt vom Fuchsmajor auf Stühlen zum Präsidium. Dazu wird das Lied „Was kommt dort von der Höh‘“ gesungen.
H wie Habeas! (lat. für: Du mögest haben!): Ein Kneipteilnehmer, der sein Wort an die Allgemeinheit richten möchte, kann direkt beim Präsidium („Hohes Präsid! Peto verbum pro me!“) oder über ein Contrarium („Hohes Präsid! Peto verbum pro Bundesbruder … „) darum ersuchen. Das Präsid erteilt ihm dann das Wort mit „Habeat!“
Der Geburstagscomment ist eine Art Trinkspiel, bei dem die in einem bestimmten Monat geborenen aufstehen und ihr Glas ex trinken.
J wie Jena: In dieser thüringischen Stadt, im Gasthaus „Grüne Tanne“, einem Ort mit einer besonderen Aura, die jeder Couleurstudent am eigen Leib erleben sollte, wurde 1815 die Jenaer Urburschenschaft gegründet. Ihre Farben schwarz-rot-gold sind seit 1945 wieder die Nationalfarben der Bundesrepublik Deutschland.
Ein Jubelband wird zu einem Verbindungsjubiläum verliehen, z.B. für 50 oder 100 Semester Mitgliedschaft in einer Korporation.
Ein Jubelsemester ist ein Semester mit einer runden Zahl, z.B. 100 oder 200, in dem auch das entsprechende Jubelstiftungsfest gefeiert wird.
Unter Kiste versteht man das Klavier, mit dem der Kistenschinder einen Cantus einleitet bzw. begleitet. Er tut das nach der Aufforderung durch das Präsid: „Kiste einige Takte voraus!“
Der Kneipname ist der bei der Rezeption gewählte Vulgo-Name. Mit diesen Kneipnamen sprechen sich Couleurstudenten bei Veranstaltungen an. Sie stammen aus einer Zeit, in der Verbindungen verboten waren und boten daher den Mitgliedern einen gewissen Schutz. Oft werden Namen aus der germanischen, griechischen oder römischen Mythologie gewählt, oft sind es Spitznamen oder Juxnamen.
„Krambambuli“ ist nicht nur eine Erzählung von Marie von Ebner-Eschenbach (1883) in deren Mittelpunkt der gleichnamige Hund steht, den Jäger Hopp von einem Landstreicher gegen zwölf Flaschen Krambambuli eintauscht, sondern auch der Titel eines preisgekrönten deutschen Films (1998), ein Studentenlied und vor allem für Couleurstudenten ein Kultgetränk, das alljährlich bei der Krambambuli-Kneipe Anfang Dezember vom Magister Krambambuli zubereitet und von erwartungsvollen Corona verkostet wird.
Der Pappenheimer-Comment ist ein Trinkcomment. Er ist nach Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim benannt, einem General des 30-jährigen Kriegs.
Patria ist Lateinisch und bedeutet Vaterland und die besondere Beziehung und Verantwortung eines Couleurstudenten zu bzw. für seine Heimat und sein Vaterland. Es ist eines der vier Prinzipien der katholischen Couleurstudenten, war aber bereits eines der Prinzipien der Jenaer Urburschenschaft von 1815 (Ehre, Freiheit, Vaterland!).
Der Pennälertag ist die jährliche Generalversammlung der MKV-Verbindungen zu Pfingsten. Er findet abwechselnd in einem anderen Bundesland statt.
plen. col. ist die lateinische Abkürzung für plenis coloribus und bedeutet, dass eine Veranstaltung „in vollen Farben“, also mit Band und Mütze zu besuchen ist.
Religio ist Lateinisch und steht für das wichtigste Prinzip der katholischen Verbindungen, das Bekenntnis zur (katholischen) Religion, wichtig deshalb, weil es sie von allen anderen Korporationsformen unterscheidet. Folgerichtig heißt es im Bundeslied des ÖCV daher „Auf des Glaubens Felsengrunde stehe Du, Cartellverband“.
Rezeption nennt man die feierliche Aufnahme eines Spefuchsen in die Korporation.
Der Salamander: Der Salamander ist eine bei Studentenverbindungen übliche, besonders feierliche Form des Zutrinkens als Teil der akademischen Trinkkultur. Fixer Bestandteil ist das Reiben der Gläser auf dem Tisch vor und/oder nach dem gemeinsamen Trinken. Praktiziert wird dieses Ritual vor allem auf Kneipen und Kommersen, wenn die Alten Herren, die Vertreter befreundeter Verbindungen oder Ehrengäste begrüßt werden. Im Rahmen eines Stiftungsfestes kann ein Salamander auch zur Ehre der eigenen Verbindung gerieben werden.
Zur Entstehungsgeschichte des Salamanders gibt es eine Vielzahl bunter und kurioser Erklärungen. Erwiesen ist, dass Salamander nach antiken und mittelalterlichen Vorstellungen – formuliert von Paracelsus – zu den Elementarwesen gehören und im Element Feuer wohnen. In der Literatur gibt es zudem mehrere Hinweise auf den Salamander, ein Trinkritual mit brennendem Schnaps, das wohl im 18. Jahrhundert aufgekommen ist. Später ist es mit Bier belegt.
Das hörbare Aufsetzen der Gläser stammt von einer freimaurerischen Trinksitte auf der Tafelloge, bei denen auf die Gesundheit getrunken wird. Zur Vermeidung von Glasbruch entstand im Umfeld der Freimaurer eine besondere Trinkgefäßform mit verstärktem Glasboden, die so genannte „Kanone“.
Nach F. A. Lichterfel habe der Salamander seine Wurzeln nicht im griechischen oder germanischen Altertum (Theokrit, Viktor von Scheffel), weder beim Bonner Universitätsrichter Friedrich von Salomon (wie dies z. B. im Fragebogen von Ernst von Salomon ausgeführt wird) noch in alten Handwerks- oder Freimaurerbräuchen, sondern bei den Sachsen-Preußen in Heidelberg, nämlich in der Verkürzung ihres Wunsches „Sauft alle miteinander!“.
Der Wunsch findet sich auch im Allgemeinen Reichskommersbuch vom Jahre 1875: Das war einst in der Schänke/Zum Faß in Heidelberg;/Es schlürft das Gottgetränke/Der Riese wie ein Zwerg. /Der Präses sprach: „Selbander/Sollt heut ihr trinken nicht, /Sauft alle miteinander!“ /Und so geschah’s nach Pflicht.
Ein Salamander wird auf Kommando „gerieben“. Dazu stehen alle Teilnehmer auf und trinken auf das Kommando „ad exercitium salamandri” (deutsch: „zur Ausführung des Salamanders“) mit dem Zuruf „Prost“ ihr Glas Bier aus. Die weitere Vorgehensweise ist von Ort und Verbindung abhängig. Gemeinsam ist, dass nach dem (möglichst restlosen) Austrinken die Gläser gemeinsam auf dem Tisch gerieben oder geklappert und auf ein bestimmtes Kommando gleichzeitig deutlich hörbar (einmal oder dreimal) auf dem Tisch abgesetzt werden.
Die besondere Wirkung des Vorgangs entsteht aus dem lauten Geräusch des Klapperns, dem kurzen lauten Schlag des gleichzeitigen Absetzens der Gläser und dem darauf entstehenden Moment völliger Stille. Dieser Effekt wird nur bei koordiniertem Verhalten aller Beteiligten hervorgerufen und gilt als ein Ausdruck des Gemeinschaftsgefühls der Trinkenden […]. In Österreich wird hauptsächlich eine Spezialform des Salamanders, der sogenannte „Festsalamander“ gerieben, der rein zur Ehrung von Mitgliedern dient.
Satis: Damit beendet der zum Stärken Auffordernde die Stärkung des Aufgeforderten.
Scientia ist Lateinisch, bedeutet Wissenschaft und ist eines der vier Prinzipien einer katholischen Korporation. Sie verpflichtet zu möglichst guten Leistungen in Schule und Studium sowie zur Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und Wissenserweiterung.
Semester: Wie an der Universität ist auch das Verbindungsjahr in zwei Semester eingeteilt, in Sommer- (SS) und Wintersemester (WS).
Silentium ist Lateinisch und bedeutet Ruhe. Das Präsidium unterbricht damit während einer Kneipe oder eines Kommerses die Unterhaltung der Corona zwecks Durchführung von bestimmten offiziellen Programmpunkten.
Der Stürmer: Manche Verbindungen tragen als offizielle Kopfbedeckung den sogenannten Stürmer. Diese Mützenform sieht ein wenig aus wie eine Mütze mit einem zylinderartigen Aufsatz, der nach vorn umgeklappt ist, und erinnert an die Uniformmütze der ehemaligen Armeen des amerikanischen Sezessionskriegs. Auch Stürmer haben einen schwarzen Schirm; über diesem verläuft ein Riemen. Einen umlaufenden Farbstreifen gibt es im Gegensatz zu anderen Mützenformen nicht, stattdessen Verzierungen mit Kordeln in den Couleurfarben. Die meisten Stürmer, aber nicht alle, sind weiß. Manche Verbindungen tragen ihre Stürmer auch nur im Sommersemester, im Winter tragen sie eine reguläre Mütze. Die Herkunft dieser Kopfbedeckung ist weitgehend unklar, Studentenhistoriker vermuten, dass sie in den 1840er-Jahren in Bonn entstanden ist. Eine Ähnlichkeit besteht zur Phrygischen Mütze, die jedoch eine zum Zipfel ausgeformte Spitze und weder Schirm noch Riemen aufweist. Allerdings zeigt bereits die Dömitzer und die Meißner Bilderhandschrift (aus den Befreiungskriegen, 1813) schwedische Soldaten und preußische Freikorpsangehörige (Lützower) mit dem Stürmer. Berühmt ist das Bild von Kaiser Wilhelm II., der als Bonner Preuße den weißen Stürmer trägt.
Durch Umspitzen legt man als Korporierter seinen Kneipnamen ab und wählt einen neuen.
Verbundenheit miteinander kennzeichnet das besondere Verhältnis der Mitglieder einer Korporation. Sie kommt durch das Lebensprinzip, d.h. die Zugehörigkeit auf Lebenszeit, und das bundesbrüderliche „Du“ zum Ausdruck.
Wichs: s. Chargierter
Ein Zipf ist ein studentisches Abzeichen, immer bestehend aus zwei Bändern und verschiedenen Schiebern, meist aus Silber. Je nach Größe unterscheidet man Bier-, Wein- und Sektzipfe, wobei letztere hauptsächlich an Damen verschenkt werden.
Als Zeichen besonderer Verbundenheit können zwei Corporierte, meistens Bundesbrüder, einen Zipftausch durchführen. Meistens werden Weinzipfe getauscht. Leibburschen schenken üblicherweise ihrem Leibfuchsen zur Burschung einen Bierzipf, dieser revanchiert sich mit einem Weinzipf.
Der Zirkel ist ein für jede Verbindung charakteristisches Ornament und entsteht aus der Verbindung des lateinischen Wunsches „Vivat, crescat, floreat!“ (Sie wachse, blühe und gedeihe!) bzw. „Vivat circulus fratrum!“ (es lebe der Kreis der Brüder), „Vivant fratres coniuncti!“ (es leben die vereinten Brüder) oder „Ehre, Freiheit, Vaterland“ sowie dem Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens.
Zutrinken: Man kann einen Bundesbruder ehren, indem man ihm zutrinkt. Das geschieht häufig auf großen Kommersen, hier trinken die Chargierten ihren Bundesbrüdern zu und umgekehrt. Auch das Präsidium trinkt der Corona zu.
Kbr. OStR Prof. Mag. Ekkehard Seissl (CIK, AlIn) ist Bildungsberater und Lehrer an der HLW Kufstein.